Suche
Close this search box.

Queensryche, Fatal Smile & Ivanhoe – München, 15.6.2009

Oh Mann, selten habe ich sowas erlebt. Erst verzögert sich der Einlass um locker eine Stunde, so dass die Mannschaft des Metropolis improvisieren muss, um die Leute bei Laune zu halten. Mit Bierkästen tauchen sie am Zaun auf und verkaufen den Stimmungsheber über die Absperrung hinweg. Gute Idee! Die stundenlange Warterei zahlt sich letztlich aus: Die Band ist verdammt gut drauf und spielt ausschließlich Material der Alben “Rage for Order”, “Empire” und “American Soldier”.

Geoff Tate
Geoff Tate

Irgendwann nach 20 Uhr geht endlich das Gedrängel in den Club los, der sich erstmal gar nicht gut füllt. Ist klar, draußen ist es noch heller Tag und bis eben war’s auch sonnig, was soll man da in dem miefigen Kabuff? Zumal man von draußen eben noch dem Headliner beim Soundcheck zuhören durfte. Das Gerücht, dass es nicht vor 23 Uhr mit den Seattle-Metallern losgeht, war denn auch ziemlich nah an der Wahrheit dran.

Parker Lundgren, Michael Wilton
Parker Lundgren, Michael Wilton

Apropos Füllstand: Lustig voll schaut es auf der Bühne aus. Dort stapeln sich drei Drumkits, was einigen Besuchern ein Stöhnen entlockt: Zu spät anfangen und dann auch noch zwei Vortruppen auf die Leute loslassen, und das an einem Montag!  Na super. Mehr Bier! Doch was sich keiner hätte vorstellen kommen, ist die Inkompetenz, mit der sich die Crew hervortut. Ich weiß nicht, ob’s die Roadies von Queensryche versemmelt haben oder die örtlichen Techniker – ich will mich da nicht aus dem Fenster lehnen und mit dem nackten Finger auf angezogene Leute zeigen. Fakt ist jedenfalls, dass bis zur Hälfte des Sets der zweiten Supportband mindestens ein Mikro nicht an ist, die Monitore teils auch nicht an sind und sich stundenlang keiner dieses Problems annimmt. Das ist schon ziemlich krass und nur der Unerschütterlichkeit der Musiker zuzuschreiben, dass der Abend nicht völlig in die Hose geht.

Prima Supporter: Ivanhoe (D) und Fatal Smile (SWE)

Als erste dürfen die Prog-Metaller Ivanhoe ran. Ihren Soundcheck müssen sie auch gleich vor Publikum machen. Wenn man das so nennen will. Nach etwa einer Viertelstunde “Check-check” und diversen Späßchen verlieren sie die Nerven und fangen einfach mit ihrem Set an, da ja eh niemand da zu sein scheint, um mal zu schauen, warum die Monitore und Backing-Mics nicht tun wie sie sollen. Ich hatte den Eindruck, die Crew hat nach dem Soundcheck von Queensryche einfach den Krempel der Supporter auf die Bühne gestellt und sich übers Buffet hergemacht, während die Band sehen könnte, wie sie zurecht kommt. Nach dem eher freudlosen Beginn macht die Ivanhoe-Show doch noch Spaß. Ihr (einer) Die-Hard-Fan, der alle Songs kennt und die Matte fliegen lässt, rettet glatt die Stimmung. Die Band muss sich allerdings mit einem knappen Meter Bewegungsspielraum am vorderen Bühnenrand begnügen. Das Metropolis ist eben ein kleiner Club und sicher nicht für drei installierte Drumkits gedacht. Musikalisch liegen Ivanhoe meist auf einer Wellenlänge mit Symphony X oder Masterplan.

And now for something completely different. Wie Fatal Smile ins Vorprogramm von Queensryche kommen, verwundert etwas, doch Spaß machen die haarigen, aufgebretzelten Glamrocker allemal. Schon zum dritten Mal sind sie heute in München – allein in diesem Jahr, behauptet Frontmähne Blade. Und obwohl sie anscheinend auch nur ein eingestöpseltes Mikro haben und ihren Kram in voller Makeup-Leder-Kettchen-Locken-Pracht selbst aufbauen müssen, tragen die Schweden ihr Schicksal mit Würde und zocken anschließend ein gefälliges Set mit einigen Songs des aktuellen Albums “World Domination”. Irgendwann erbarmt sich dann doch jemand und stöpselt nochmal an den Mikros rum und es gibt auch Background-Gesang.

Drei Suiten für Queensryche

Parker Lundgren, Geoff Tate
Parker Lundgren, Geoff Tate

Die Nebelmaschinen und die Monitore verschwinden jetzt komplett. Bei Queensryche tragen alle Bandmitglieder Ohrhörer, so dass die Bühne vorn endlich frei begehbar ist und die Zuschauer freie Sicht genießen.  Der Umbau zieht sich dann trotzdem noch etwas hin, und bis die Prog-Metal-Gallionsfiguren die Bühne betreten, ist es dann 23:15 Uhr. Mir tut der Rücken schon heftig weg, und die Beine wollen auch mehr zucken als den Takt mitklopfen. Leute, das Alter, nee! Übrigens hat Drummer Scott Rockenfield an dem Abend Geburtstag und bekommt nach einem Tipp von Geoff Tate prompt ein leicht schräg gesungenes Geburtstagsständchen vom Publikum. Er bedankt sich und zeigt mit den Fingern “25″. Hey, so ein Zufall! Ich bin auch 25! ;-)

Michael Wilton
Michael Wilton

Das Programm von Queensryche teilt sich in drei Suiten: auf der American Soldier Tour 2009 werden nur Stücke vom aktuellen Konzeptalbum und den Überalben “Rage for Order” und “Empire” gespielt. “Operation Mindcrime” und die Fortsetzung Mindcrime II werden diesmal also ausgespart. Das ist eigentlich schade, denn vor zwei Jahren, als die Band mit der Konzept-Album-Tour unterwegs war, haben sie beim einzigen Nicht-Festival-Deutschland-Gig in Langen leider keine “theatrical show” geboten, sondern einfach ein Greatest-Hits-Set. Okay, da kann man sich bestimmt auch nicht beklagen.

Eddie Jackson
Eddie Jackson

An jenem Montag im Münchner Metropolis fügen sich neue Stücke wie “The Killer”, “A Dead Man’s Words” und “If I Were King” prächtig ein und kommen live noch zwingender daher als auf der neuen Platte, mit der ich immer noch kämpfe. Schlecht ist sie nicht, aber sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür geht bei “Walk In The Shadows” und “I Dream In Infrared” direkt die Post ab. Leute, die zuvor mehrere Stunden wie angewurzelt dastanden, singen nun entrückt den Refrain des “Empire”-Klassikers “Jet City Woman” mit. Es ist ein Wunder! Wohlige Gänsehaut prickelt bei “The Thin Line”, “Anybody Listening?” und “Best I Can”, und die Ballade “Silent Lucidity” zeigt, dass Sänger Geoff Tate stimmlich über jeden Zweifel erhaben ist.

Parker Lundgren
Parker Lundgren

Nach dem Ausstieg von Gitarrist Mike Stone im Frühjahr ist auch der Neue an der zweiten Gitarre von Interesse. Und Parker Lundgren, den Geoff Tate aus seiner Solo-Band mitgebracht hat, macht seine Sache gut. Allerdings übernimmt Ur-Gitarrist Michael Wilton die meisten verzwickten Soli. Auf dem aktuellen Longplayer ist der gottweißwiejunge Lundgren übrigens nicht zu hören. Hier hat Wilton alle Gitarrenparts selbst eingespielt. Lundgren ist anscheinend nur als Tourgitarrist engagiert worden.

Gegen 0:40 ist die bejubelte Show vorbei. Draußen gießt es wie aus Kannen. Geoff Tate übernimmt die Verantwortung dafür. Er entschuldigt sich und meint, der Regen folgt ihnen leider grad überall hin. Sie sind eben eine Seattle-Band.

Scott Rockenfield
Scott Rockenfield

Setlist

The Whisper
Screaming In Digital
I Dream In Infrared
Walk In The Shadows
I Will Remember
Sliver
The Killer
If I Were King
Man Down!
A Dead Man’s Words
Best I Can
The Thin Line
Silent Lucidity
Jet City Woman
Anybody Listening?
Empire

Beitrag teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuellste Beiträge
Schamlose Eigenwerbung
Themen
Artists

Unser Newsletter für Dich

Mit unserem wöchentlich Newsletter verpasst Du nichts mehr – natürlich kostenlos und jederzeit kündbar.